Erstellt von: Ernst Eder am 31.10.2016
Veranstaltung am: 28.10.2016
5. Internationaler Erbil Marathon (Irak)
Für den nächsten Lauf in meiner Ländersammlung habe ich mir wieder einmal ein ungewöhnliches Ziel ausgesucht, und zwar ging´s nach Erbil in die Hauptstadt des autonomen Kurdengebietes im Irak. Ursprünglich habe ich mich zwar für den ganzen Marathon angemeldet, als ich aber kurz vor meiner Abreise in den Irak über das Zeitlimit von 4:30 Stunden informiert wurde, sattelte ich dann auf den Halbmarathon um. Bei der Startnummernausgabe und bei der Inspektion des Zielgeländes zwei Tage vor dem Lauf wurde mir dann mitgeteilt, dass es in diesem Jahr leider keinen Halbmarathon sondern nur Läufe über 5 und 10 Kilometer sowie über die volle Marathondistanz gibt. Somit musste ich noch einmal umdisponieren und auf 10 Kilometer umsteigen. Macht aber nichts. In zwei Wochen gibt´s ja in der Nähe in Istanbul schon wieder einen Marathon und so werde ich eben dort die volle Marathondistanz in Angriff nehmen.
Am 28. Oktober fand ich mich dann pünktlich um 07:30 Uhr im Startgelände ein und schon wartete die nächste Überraschung auf uns. Aus Sicherheitsgründen (die Kämpfe um Mosul waren lediglich etwa 50 Kilometer entfernt) stand die gesamte Veranstaltung kurz vor der Absage. Man konnte sich jedoch kurzfristig mit den Behörden auf eine geänderte Streckenführung (Runden zu fünf Kilometer um einen Park) einigen, was aber zu einem anderen Startgelände und einer Wartezeit von 2 Stunden führte. Wäre eigentlich nicht so schlimm, aber nichts zum Trinken und keine Toiletten waren schon eine gewisse Herausforderung für die ungefähr 7.000 Läufer (davon nur etwa 200 beim Marathon) in allen drei Bewerben.
Knapp vor der geplanten Startzeit setzte sich dann ohne Ankündigung und ohne offizielles Startzeichen plötzlich die ganze Meute in Bewegung. Auch ich wurde bei schon fast 30 Grad auf die Strecke gespült, durchquerte sogar einen Startbogen mit Matte (ohne Piepsen) und beendete die erste Runde ohne Probleme. Bei der zweiten Runde waren leider schon alle Labestellen leergefegt und somit war ich froh, nach zehn Kilometern meinen Lauf ziemlich durstig beenden zu können. Auch im Zielbereich waren keine Getränke mehr verfügbar und somit bin ich schnurstracks zurück in mein Hotel. Angeblich gab es zwar eine Zeitnehmung, mir ist es aber bis dato nicht gelungen, meine Laufzeit irgendwo ausfindig zu machen. Die Homepage des Veranstalters ist nämlich ziemlich dürftig und auch sonstwo fand ich keine Ergebnislisten.
Trotz der zahlreichen Mängel konnte ich dieses Erlebnis aber genießen. Die Veranstalter waren äußerst nett und hilfsbereit, von den ca. 400 Ausländern kannte ich schon Einige (es gibt also mehr Verrückte für diese Art von Läufen) und bei einem Startgeld von ungefähr 7 EUR kann man schon das eine oder andere Auge zudrücken. Ich werde also im nächsten Jahr besser vorbereitet (Eigenverpflegung, eigene Stoppuhr und vielleicht sogar einen Betreuer für eigene Lauffotos) wiederkommen, um dann hoffentlich die gesamte Marathondistanz zu laufen. Ich kann diese Veranstaltung aber jetzt schon allen Abenteuer- und Erlebnisläufern wärmstens empfehlen (es gibt sogar AUA-Direktflüge nach Erbil) und auch das Essen im „wilden Kurdistan“ war einfach köstlich.