Erstellt von: Julia Almeder am 8.05.2019
Veranstaltung am: 15.04.2019
123rd Boston Marathon und B.A.A. 5k
Seit Jahren schon stand der Boston Marathon auf meiner „Runners Bucket List“, dh war einer der Marathons, die ich unbedingt mal selbst laufen wollte. Im Herbst 2017 hatte ich in Frankfurt die Absicht, mich beim dortigen Marathon für Boston zu qualifizieren. Nachdem ich dort Peter, der ja im April 2017 in Boston gelaufen war, getroffen hatte und er mir von diesem einmaligen Erlebnis vorgeschwärmt hatte, war ich doppelt motiviert die Qualifikationszeit zu schaffen. Und tatsächlich klappte es und ich hatte meinen Startplatz für 2019 in der Tasche.
Das Training im Winter lief nahezu perfekt, bis sich Anfang März einige gesundheitliche Probleme bemerkbar machten, die zwar das Training einschränkten, aber den Start in Boston am 15.4.2019 nicht in Frage stellen konnten. Der Termin heuer in den Osterferien war perfekt, um die Reise mit einem Familienuralub in New England zu verbinden und so reisten wir am Freitag, drei Tage vor dem Marathon an. Die Stadt empfing uns mit perfekter Marathon-Vorfreude: Flughafen, Straßen, Hotels und Sehenswürdigkeiten waren in blau-gelb, den Farben des Boston Marathons geschmückt, viele Läufer waren schon in den „Celebration Jackets“ der vergangenen Jahre unterwegs und stellten damit schon stolz ihre Boston-Starts der vergangenen Jahre zur Schau. Die Marathon-Messe und Pasta-Party waren zwar mit viel Wartezeiten (security checks!) und den üblichen – für frische Marathon-Beine nicht ganz förderlichen – Steh- und Gehzeiten verbunden, aber trugen wesentlich zur Vorfreude auf den Marathon bei.
Damit Christian nicht „nur“ zum Zuschauen beim Marathon verdammt war, startete er bereits am Samstag, nur 16 Stunden nach unserer Ankunft in Boston, schon beim B.A.A. 5k, einem quantitativ und qualitativ sehr stark besetzten 5km-Lauf, der auch auf der letzten Meile der Marathon-Strecke verläuft. Dank perfektem Laufwetter (kühl, leichter Regen) konnte Christian trotz Jetlags und wenig Schlaf seine persönliche Bestzeit über 5km auf 20:05 drücken und schrammte somit nur knapp an einer Zeit unter 20min vorbei.
Zwei Tage später war es dann für mich so weit: trotz strömenden Regens in der Früh (die Wetterberichte für den Marathontag prognostizierten im Vorfeld alle Varianten von „eiskalt+Regen+Gegenwind“ bis „schwül/sonnig/heiß“) machte ich mich um 7:00 auf den Weg vom Hotel ins Stadtzentrum von Boston, um mit einem der gelben Schulbusse zum Start nach Hopkinton südwestlich von Boston zu fahren. Auf der ca 90-minütigen Fahrt dorthin hörte der Regen allmählich auf und als wir die Busse verließen, kam bereits zum ersten Mal die Sonne raus. Die Zeit bis zum Start verging mit einer kurzen Erkundungstour über das Starting Village (inkl. Klo-Stopps, kleine Essenspausen, Regenkleidung ausziehen/Umziehen, Plaudern mit anderen Startern) wie im Flug und um 10:05 ging es für meinen Startblock (3. Welle) auf den rund 1km langen Weg zum Startbereich. Auf dem Weg dorthin – es ging quer durch den Ort Hopkinton – wurden wir von Familien, die sich im Vorgarten auf Campingsesseln positioniert hatten, schon lautstark angefeuert. Private Versorgungsstände hielten noch last-minute-necessities wie zB Sicherheitsnadeln, Sonnencreme, Bananen und Feuchttücher bereit und die zahlreich vorhandenen Volunteers waren für jede Frage und für motivierende Worte bereit.
Die Marathonstrecke in Boston weist in Summe ein Netto-Gefälle von etwa 150hm auf, allerdings hat das Streckenprofil seine Tücken: die erste Hälfte des Kurses geht großteils bergab, mit ein paar „rolling hills“, die mit frischen Beinen noch ganz locker rollen sollten. In der zweiten Hälfte des Marathons warten dann die meisten der etwa 250 positiven Höhenmeter in Form der „Newton Hills“. Das sind vier Hügel, die sich etwa von km26 bis km33 erstrecken und deren letzter, der „Heartbreak Hill“ die größte Herausforderung im Streckenverlauf darstellen sollte.
Theoretisch sollte es also mal bis zur Halbmarathonmarke locker rollen, um dann Kraft für die anspruchsvolle 2. Hälfte bereit zu haben. Praktisch ging der Plan jedoch für mich nicht ganz auf: muskuläre Probleme und damit auch das fehlende Krafttraining im Vorfeld ließen mich überraschenderweise schon nach 15km spüren, dass man auch fürs Bergablaufen mehr „Schmalz“ in den Oberschenkeln braucht als gedacht. So musste ich bereits vor der Hälfte meinen Plan A („nahe PB“) verwerfen und Plan B („sub 3:45“) ins Auge fassen. Die zunehmend kräftiger werdende Sonne trug auch dazu bei, dass ich öfters als geplant bei den Verpfelgungsstationen pausierte, um nicht nur einen kräftigen Schluck Iso zu nehmen, sondern auch den Kopf mit Wasser zu kühlen. Die Anstiege Richtung Heartbreak Hill wurden zunehmend anstrengend und ich musste zu allem Überfluss auch noch „Boxenstopps“ einlegen, die zusätzlich Zeit kosteten und mich schließlich zu Plan C („finishen mit einem Lächeln auf den Lippen“) umschwenken ließen. Die grandiose Stimmung auf der Strecke trug maßgeblich dazu bei, dass der suboptimale Rennverlauf für mich kein großes Drama wurde, sondern ich nutzte die Möglichkeit, nicht mehr auf die Uhr zu schauen und die Atmosphäre voll auszukosten. Ichh klatschte mit Kindern am Streckenrand ab, machte ein paar Erinnerungsfotos, plauderte mit anderen Läufern und Volunteers und stoppte schließlich kurz bei der letzten Meile vor dem Ziel, wo mich meine extra aus San Francisco angereiste Schwester anfeuerte. Die letzten Kurven (“ right on Hereford, left on Boylston“) und den Zeileinlauf konnte ich ohne Zeitdruck voll auskosten und holte mir in 3:54:57 die heiß ersehnte Einhorn-Medaille ab.
Ergebnisse:
B.A.A. 5k
Christian Almeder 20:05, Platz 381/8474 gesamt, Platz 25/426 in der M45
Boston Marathon
Julia Almeder 3:54:57, Platz 15707/26632 gesamt, Platz 5839/11970 Frauen, Platz 1085/1840 in der W40