Erstellt von: Philipp Gintenstorfer am 1.09.2016
Veranstaltung am: 20.08.2016
Od Tatier k Dunaju
Es war eindeutig ein Lauf der etwas anderen Art: der Ultralauf Od Tatier k Dunaju in der Slowakei, mit einer Gesamtlänge von 345km, die ich in einer 12er-Staffel absolvierte. Jeder Läufer hatte dabei drei Strecken mit jeweils etwa 10km zu absolvieren, in einer festen Staffelreihenfolge, wobei ich die 3., 15. und 27. Strecke zu laufen hatte. Gelaufen wird ohne Unterbrechung, also auch durch die Nacht.
Zu dem Lauf gekommen bin ich über meine Studienkollegin Barbara, die mit dem slowakischen Organisator unserer Staffel „Dont sleep.. run!“ befreundet ist. Dementsprechend waren wir mit zehn Slowaken im Team. Im Allgemeinen eher durchschnittliche Hobbyläufer, sodass der Spaß und das Durchkommen im Vordergrund stand.
Was toll und für einen Ultralauf sehr ungewöhnlich ist: die hohe Starterzahl. Es waren rund 200 Staffeln am Start, was (da die meisten zu zwölft gelaufen sind) rund 2.400 Läufer ergibt! Daneben gab es sogar vier Läufer, die die 345km alleine bewältigten wollten, wovon es zwei tatsächlich schafften – mit Nettozeiten von 65:13 bzw. 67:14 Stunden.
Wir haben uns Freitagabend in Bratislava getroffen, und sind mit drei Autos in die Niederne Tatra gefahren, wo am nächsten Tag der Lauf begonnen hat. Die Fahrt dauerte schonmal um die fünf Stunden.
Nach einer Übernachtung in einem Appartment in Demänova brachen wir früh zum nahegelegenen Start in der Jasna auf. Die Jasna ist eines der bekanntesten Schigebiete der Slowakei, in dem inzwischen auch wieder Weltcuprennen stattfinden, und dementsprechend für die Slowaken ein würdiger Startpunkt. Die Starts waren geblockt, für uns startete Barbara um 9:10. Ich war dann etwa zwei Stunden später dran, lief von Lubela am Nordrand der niedrigen Tatra entlang, auf einem nicht mehr wirklich in gutem Zustand befindlichem Weg, und dann das erste Stück von einer (wieder besser belaufbaren) Passstraße, insgesamt 12km mit 350 Höhenmetern in 43:40 – immerhin ein Schnitt von 3:38!
Dann gabs für unser Auto, in dem die ersten vier Läufer der Staffel saßen, eine längere Pause – wir waren erst am Abend wieder an der Reihe. Nach dem Mittagessen in Banska Bystricá fuhren wir weiter nach Zvolen, wo wir vier die Staffel fortsetzen sollten. Allerdings mussten wir bis dahin noch mehrere Stunden warten, vertrieben uns die Zeit mit Spielen und etwas Schlafen.
Meine zweite Strecke von Ziar nad Hronom nach Hlinik nad Hronom lief ich dann schon in der Dunkelheit, um 21:15. Es waren genau 10km ohne nennenswerte Steigungen, also durchaus eine bekannte Distanz. Ich spürte, dass ich an dem Tag schon einen Lauf in den Beinen hatte, konnte die 10km aber immerhin in 34:49, und damit einem Schnitt von 3:29 bewältigen.
Nachdem auch der vierte Läufer von unserem Auto ins Ziel kam, fuhren wir nach Brehy, wo wir über Kontakte eine Übernachtungsmöglichkeit hatten – wenn auch nur für ein paar Stunden. Dies war zwar etwas spannend, da uns der Besitzer des Hauses am Anfang nicht hineinlassen wollte, und auch unsere Staffelkollegen im Auto bzw. Garten schlafen mussten. Schließlich konnten wir aber doch duschen und im Wohnzimmer auf der Couch bzw. am Boden schlafen.
Eine lange Nacht wurde es sowieso nicht – wir kamen etwa um Mitternacht ins Bett, und wurden um halb 4 schon wieder aufgeweckt – ein Anruf von den Staffelläufern die vor uns dran sind, wir sollten uns schon auf den Weg machen. Damit wir rechtzeitig zur Übergabe in Komjatice sind, wo Barbara als erste von unserem Auto um 5 Uhr wieder auf die Laufstrecke ging.
Ich war dann um 6:45 wieder dran, für mich standen 11,5km von Selice nach Veca am Programm. Ich merkte die Müdigkeit und die gestrigen Läufe schon deutlich, konnte die Strecke aber immerhin noch mit einem Schnitt von 3:35, und einer Zeit von 41:11 bewältigen.
Eigentlich wäre es für mich damit aus gewesen, allerdings war die Nummer 11 aus unserer Staffel nicht mehr in der Lage, ihre letzte Strecke zu bewältigen, also bin ich eingesprungen und hab auch diese, insgesamt 35. und damit vorletzte Strecke übernommen. Um 13:15 Uhr war die Übergabe. Die Strecke verlief vollständig auf dem Donaudamm, am Donauradweg, von Hamuliakovo bis kurz vor Bratislava. Insgesamt 11,7km, leider mit ziemlichen Gegenwind, also musste ich nochmal durchbeißen, und schaffte auch diese, entgültig letzte Strecke in 43:07, und einem Schnitt von 3:41.
Ich übergab an unsere Zielläuferin, die die letzten Kilometer bis ins Ziel im Sad Janka Krála in Bratislava lief. Mit einer Gesamtzeit von 29:35:50 Std. schafften wir immerhin den 66. Gesamtrang von 190 Staffeln, die es bis ins Ziel geschafft haben. Insgesamt bin ich auf meinen vier Strecken 45,2km gelaufen. Und – ich war auf allen vier Strecken der Schnellste von allen Staffeln!
Fazit: Ein spannendes Erlebnis, und ich bereue auf keinen Fall, dass ich dabei war! Allerdings würde ich es mir wahrscheinlich kein zweites Mal mehr „antun“. Die größte Herausforderung war in diesem Fall nicht das Laufen selbst, sondern das Drumherum. Wenig Schlaf, stundenlanges Autofahren, stundenlanges Warten. Insgesamt mussten wir rund 20 Stunden mit dem Auto fahren, dafür dass ich dann nicht einmal drei Stunden laufen konnte. Irgendwie kam der Genuss also vergleichsweise sehr kurz.
Die Organisation war aber ganz gut, Staffelübergabeplätze gut organisiert, die Wege sehr gut markiert, ein Verlaufen war kaum möglich. Die Straßen waren nicht abgesperrt, was teilweise etwas mühsam war, da zu großen Teilen auf stark befahrenen Straßen gelaufen wurde. Allerdings sind die Autofahrer in Slowenien sehr rücksichtsvoll und es gab eigentlich keine gefährlichen Situationen.
Unterm Strich: Wenn man mit dem langen Autofahren und Warten keine Probleme hat, ist der Lauf auf jeden Fall ein empfehlenswertes Erlebnis!
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Bericht von Barbara